Was eigentlich eine Zeit der Besinnung und der Ruhe sein sollte, entpuppt sich alle Jahre wieder als eine recht stressige Zeit. Geschenke kaufen, den Baum schmücken, entscheiden, wie und wo man Weihnachten feiert, Essen organisieren, noch schnell Freund:innen treffen, bevor alle für die Feiertage die Stadt verlassen. Der Terminkalender ist voll, aber eigentlich möchte ich mich nur mit einem Buch auf der Couch verkriechen.
„Und hast du schon alle Geschenke besorgt?“ fragt mich eine Freundin letzte Woche. Tja, ich habe noch kein einziges Geschenk besorgt. Für meine kleine Patentochter stricke ich ein Kleid, aber das ist leider noch nicht ganz fertig. Da sie erst 7 Monate alt ist, wird ihr das aber herzlich egal sein.
Eigentlich geht es mir an Weihnachten um die Menschen, mit denen ich gerne Zeit verbringen möchte. „Das Fest der Liebe“ fällt mir als Stichwort dazu ein, dieses artet oft in ein „Fest des Konsums“ aus.
Selbst bin ich eine notorisch späte Geschenk-Käuferin. In meiner Teenagerzeit habe ich schon mal einen Vormittag am 24.12. bei der größten Buchkette Österreichs verbracht, da vergeht einem die Lust auf Weihnachten innerhalb von wenigen Minuten. Purer Stress, Chaos, schlecht gelaunte Menschen und meterlange Schlangen an der Kassa.
Weihnachtsgeschenke stressen mich. Oft sehe ich während des Jahres nette Dinge und denke mir, ah das wäre ein super Weihnachtsgeschenk für XY. Mitte Dezember bin ich eher blank und ideenlos.
Wenn ich selbst gefragt werde, was ich mir denn wünsche, bin ich auch oft ratlos. Schließlich habe ich alles, was ich zum Leben brauche. Und noch viel mehr darüber hinaus. Wird etwas kaputt, warte ich meistens nicht bis Weihnachten, sondern kaufe das Ding selbst gleich wieder nach.
Genau wie ich haben die meisten Menschen in meinem Umfeld alles, was sie brauchen und irgendein Klumpert zu verschenken, das will ich auch nicht. In immer mehr Familien und Freundeskreisen setzt es sich durch, dass keine Geschenke mehr gemacht werden. Stattdessen spendet man Geld an eine gemeinnützige Organisation oder verbringt einfach eine gute Zeit miteinander ohne Geschenke.
Einer meiner Cousins hat in den vergangenen Jahren beim Familien-Wichteln ein Buch aus einer Bücherei verschenkt. Das beschenkte Familienmitglied konnte das Buch dann zwar lesen, musste es aber danach wieder in der Bücherei zurückgeben. Im Sinne der Nachhaltigkeit auch eine gute Idee.
Wenn ich vor meinem Haus sehe, wie sich die Paketlieferanten mit den vielen Paketen abmühen und ich an den ganzen Verpackungsmüll denke, wird mir auch ganz anders. Deshalb besuche ich heuer lieber meine kleine Grätzlbuchhandlung. Dort gibt es nette Empfehlungen, eine feine (nicht überfordernde) Auswahl an Büchern und auch keine Menschenmassen, wenn nämlich 10 Personen in dem kleinen Geschäft sind, ist es schon gesteckt voll.
Vielleicht kann ich mich so doch noch mit Weihnachtsgeschenken anfreunden, schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch für mich ein Buch mit nach Hause wandert, recht hoch.

