Von welcher Bubble spreche ich also im Titel? Ha, es ist – tadadata - die Immobilienblase. Lang kann ich nicht mehr in der Bubble bleiben, denn sie ist gerade mal wieder und auch in Wien am Zerplatzen! Das glitschige Seifenwasser verteilt sich langsam über ganz Wien und bringt vor allem die kleinen Leute zum Ausrutschen, während sich die Großen bereits andere Objekte vielleicht in anderen Städten suchen.
Vergangene Woche am Bezirksgericht Hernals – gar nicht heiter: 51% des Zinshauses, in dem meinem Mann und mir gemeinsam seit etwa 5 Jahren eine Wohnung gehört, also vielmehr der Bank, soll zwangsversteigert werden. Der Schätzwert beträgt eine Million Euro, das Mindestanbot 700.000, - Euro. Ha, und wir dachten vor fünf Jahren, dass wir die Wohnung zum Freundschaftspreis von 180.000,- Euro bekommen hätten.
Fast zeitgleich mit uns hat sich der Immobilienentwickler und die mit dem goldenen Miethai ausgezeichnete Firma Sveta Levim Invest[1] 51% des Hauses auf Pump gekauft. Nicht das einzige Objekt. Vor Jahren saß der Chef der Firma vor uns und blätterte durch einen Ordner mit Farbausdrucken von Häusern in Ostösterreich. Sein O-Ton: „Die gehören alle mir. Ich weiß gar nicht, wo die alle sind. Aber sie gehören alle mir.“ Seit Jänner 2025 gehören die Häuser wohl noch weniger der Sveta als es bereits davor der Fall war. Die Untergruppe der Holding Sveta ist insolvent, die Banken klagen das Geld ein und fordern Zwangsversteigerungen.
Im Zuge des Insolvenzverfahrens stellte sich heraus, dass die Firma die Betriebskosten der Mieter:innen schon seit Jahren nicht an die Hausverwaltung weiterüberweist. Die Hausrücklagen, mit denen auch notwendige Reparaturen bezahlt werden könnten, ganz zu schweigen vom täglichen Wasserbedarf und den Reinigungskosten, schwinden. Das Zinshaus steht ziemlich verschuldet da und Sanierungen stehen schon wieder an.
Ich komme zu spät zur Verhandlung – hängengeblieben in der Schleuse mit Taschenmesser und Schraubenzieher, um später noch am Fahrrad herumzuschrauben. Ich komme aber gerade rechtzeitig, um den Richter sagen zu hören, dass kein Käufer gefunden wurde und damit die Sitzung geschlossen wird. Ich spreche den Richter darauf an, dass Versteigerungen in Bausch und Bogen (sprich die 51% auf einmal) es den Menschen, die in den Häusern wohnen, verunmöglicht ihre Wohnungen im Eigentum zu erwerben. Den Wiener Altbau hat die Regierung mit der steten Forderung zur Erhöhung der Eigenheimquote wohl noch nicht entdeckt.
Der Richter gibt mir den Tipp, jetzt, da die Masseverwalterin unter Druck stünde[2], ein Bieterkonsortium zusammenzustellen und gemeinsam für die feilgebotenen Anteile ein Anbot zu legen. Ein Kraftakt – denn das Knowhow im Bereich Eigentumserwerb ist quasi Null und zusätzliches Geld für Notare und Anwälte gibt es nicht. Aber Interesse hätten einzelne Mieter aus dem 2. und 3. Stock und vielleicht auch die Lavasbäckerei im Souterrain? Die syrische Großfamilie kann sich die Wohnung wohl eher nicht leisten.
Wir möchten es versuchen, denn ich habe genug davon, dass ein Mehrheitseigentümer, der einen Ordner voller Immobilien sein Eigentum nennt, unser Haus kaputt macht.
[1] Infos zur Sveta Levim Invest und der Holding unter https://youtu.be/dYb32x2lliM?si=alkP3XKVPQ-enIy7
[2] Die Banken haben derzeit bereits mit 12% Kreditausfällen aus dem gewerblichen Wohnungsmarkt zu rechnen. Die ÖNB empfiehlt (15 Jahre nach dem Black Friday!!) „strengere aufsichtliche Anforderungen“ bei Gewerbeimmobilienkrediten zu stellen. https://orf.at/stories/3411175/ abgerufen 11.11.2025

